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Schönheiten reichen Gegend gelegen, ist einer der schönsten und besuch-
testen Badeorte Deutschlands, mit 35,000 Einwohnern. Unter
den Gebäuden in und bei Wiesbaden zeichnen sich besonders aus: das
stattliche Kurhaus mit seinen schönen Parkanlagen, die neue
evangelische und katholische Kirche, die neue Synagoge
und die russisch-griechische Kapelle auf dem benachbarten Nero-
berge. Fulda, an der Fulda, Sitz eines katholischen Bischofs,
mit 10,000 Einwohnern und einer herrlichen Domkirche, in welcher
das Grab des h. Bonifacius sich befindet, sowie Hanau, am Main,
mit 19,000 Einwohnern, sind nicht unbedeutende Fabrik- und Handels-
städte. Die Universitätsstadt Marburg, auf beiden Usern der
Lahn, zählt 9000 Einwohner und gewährt durch ihre altertüm-
lichen Kirchen und durch ihre schöne Lage einen malerischen Anblick.
Limburg, an der Lahn, ist der Sitz eines katholischen Bischofs und
hat einen auf einem Felsenvorsprungsich erhebenden schönen Dom. Bei dem
Städtchen Nassau, an der Lahn, steht die Burg Nassau, das Stamm-
schloß der vormaligen Herzogevonnassauundder Könige dernieder--
lande. Berühmt durch ausgezeichnete Weinberge sind: Aßmanns-
hausen, Rüdesheim, Geisenheim, Johannisberg, Hatten-
heim, Erbach und Hochheim. — Größer aber und bedeutender als
alle diese Städte ist die ehemalige freie Reichsstadt Frankfurt am
Main, eine sehr bedeutende Handelsstadt, mit 91,000 Einwohnern.
Sie liegt in dem sehr freundlichen Mainthal, nur 4 Meilen ober-
halb der Mündung des Mains in den Rhein. Die Umgegend ist von
der größesten Fruchtbarkeit und gleicht einem großen Wein-, Gemüse-
und Obstgarten, woraus die schönsten Landhäuser hervorblicken. Dazu
enthält Frankfurt, die alte Krönungsstadt der deutschen Kaiser,
der Sitz der ehemaligen deutschen Bundesversammlung, der
Wohnort der reichsten Kaufleute und Banquiers (spr. Bankjehs), Merk-
würdigkeiten genug, um sich Tage lang darin umzusehen. Zu diesen Merk-
würdigkeiten gehört das Monument des aus Frankfurt gebürtigen großen
Dichters Göthe, der Dom, wo vormals die deutschen Kaiser ge-
krönt wurden, das Rathhaus, der Römer genannt, wo die Kaiser
gewählt wurden, und welches jetzt zu den Sitzungen der Stadtbe-
hörde dient. Hier im Römer ist auch der berühmte Kaisersaal, wo
der neugekrönte Kaiser, von Kurfürsten bedient, speis'te. Dieser Saal ist
jetzt mit den Bildnissen aller deutschen Kaiser geziert. Daß Frankfurt die alte
deutsche Kaiserstadt ist, soll auch dadurch ausgedrückt werden, daß auf der
Mainbrücke ein Standbild Karls des Großen errichtet worden ist. Denn
dieser Kaiser soll an dem Orte, wo er mit seinenfranken durch einefurth
des Maines zog, die Stadt gegründet, und den auf dem linken Ufer gele-
genen Stadttheil Sachsenhausen mit besiegten Sachsen bevölkert haben.
13. Der Weinbau.
Karl der Große brachte aus Frankreich die ersten Reben an den
grünen deutschen Rhein, nach Rüdesheim, und jetzt stehen die Berge
Haesters' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausgabe. ~
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Wiesbaden Fulda Fulda Hanau Main Limburg Rüdesheim Geisenheim Johannisberg Erbach Hochheim Main Mainthal Mains Rhein Frankfurt Frankfurt Frankfurt Mainbrücke Maines Sachsenhausen Sachsen Frankreich Rhein Rüdesheim
193
England mehrere Glaubensboten (Missionare) nach Deutschland,
um die Lehre des Heiles den verschiedenen Volksstämmen unseres großen
Vaterlandes zu verkündigen. Um das Jahr 600 n. Chr. kam Colum-
ban zu denbavernund Franken, Kilian um 650 zu den Ost-
franken, Willibrord um 700 zu den Friesen. Unter allen diesen
Missionaren aber zeichnete sich durch seinen unermüdlichen Eifer am
meisten aus Winfried oder Bonifacius, welcher deswegen auch der
Apostel der Deutschen genannt wird. Es war im Jahre 716, als
Bomfacius zum ersten Male nach Deutschland kam. In Thüringen,
wo er das Christenthum verkündete, und zwar im jetzigen Hessen, nicht
weit von Kassel, in der fruchtbaren Ebene zwischen der Eder und
Fulda, stand vor uralten Zeiten eine mächtige Eiche, welche von dem
heidnischen Volke als ein Heiligthum des Donnergottes verehrt wurde.
Als Bonifacius, der Apostel der Deutschen, nach Hessen kam, und die
Abgötterei wahrnahm, welche an diesem Baume getrieben wurde, er-
grimmte er in fernem Herzen und hatte den Muth, trotz der Verwün-
schungen der Priester und trotz des Entsetzens des abergläubischen Volkes,
die Axt an die heilige Eiche zu legen. Als sie endlich zusammenstürzte,
ohne daß ein Blitzstrahl den verwegenen Fremdling erschlug, erkannte
das hessische Volk die Nichtigkeit seiner bisherigen Abgötterei, hörte
der Predigt des christlichen Apostels zu und ließ sich von ihm taufen.
Bonifacius aber erbaute aus dem Holze der gefällten Eiche ein Kirch-
lein. Dann durchzog er das Land, bekehrte Tausende zum Christen-
thum, gründete eine Menge Klöster und wurde im Jahre 751 seiner
vielen Verdienste wegen vom Papste zum Erzbischof von Mainz
ernannt. Aber auch in seinem hohen Alter konnte Bonifacius nicht
ruhen. Als Greis zog er nochmals aus, die Friesen an der Nordsee
zu bekehren. Mit einer Anzahl von Begleitern (man sagt 70) begab
er sich zu ihnen. Die Beschwerden der Reise achtete er nicht; die Wild-
heit der Friesen fürchtete er nicht. Er zog umher im Lande, predigte
und taufte, und zerstörte die Götzenbilder und gründete Kirchen. Als
er nun einst mit seinen Gefährten auf freiem Felde unter Zelten lagerte
und die Neugetauften zur Firmung erwartete, überfiel ihn ein Haufe
heidnischer Friesen; diese erschlugen ihn sammt seinen Begleitern am
5. Juni 755. Sein Leichnam wurde von den Christen gefunden, mit
hohen Ehren zu Grabe gebracht und in der Folge in der Kirche zu
Fulda beigesetzt, wo er noch ruht.
7. Karl Martell und Prpin.
Die spätern Könige der Franken (Chlodwig's Nachkommen)
wurden immer schwächer, ergaben sich der Trägheit und ließen ihre
ersten Minister für sich regieren, welche dadurch immer mächtiger
wurden. Solch ein Minister war Karl, mit dem Beinamen Martell,
d. h. der Hammer, denn er hatte in einer Schlacht wie ein eiserner
Hammer auf die Köpfe der Feinde geschlagen. Karl Martells Sohn
war Pipin, von seiner kleinen Gestalt der Kurze genannt. Auch
Haestcrs' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausg. 13
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Extrahierte Personennamen: Kilian Kilian Willibrord Winfried Winfried Apostel Bomfacius Apostel Apostels Bonifacius Karl_Martell Karl Karl Karl Martell Karl_Martells Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Bonifacius Deutschland Thüringen Hessen Kassel Fulda Hessen Mainz Nordsee Fulda
197
Stelle rücken könnte. Seine Kleidung war nach deutscher Art einfach.
Er trug Gewänder, von der fleißigen Hand seiner Gemahlin verfertigt,
Strümpfe und leinene Beinkleider, mit farbigen Bändern kreuzweise
umwunden, ein leinenes Wamms und darüber einen einfachen Rock mit
seidenen Streifen, seltener einen viereckigen Mantel, von weißer oder
grüner Farbe; aber stets hing ein großes Schwert mit goldenem Wehr-
gehänge an seiner Seite. Nur an Reichstagen und hohen Festen er-
schien er in voller Majestät, mit einer goldenen, von Diamanten strahlen-
den Krone auf dem Haupte, angethan mit einem lang herabhängenden
Talare, mit goldenen Bienen besetzt.
Karl war auch ein großer Kriegsheld. Von allen Völkern, die
er besiegte, machten ihm die heidnischen Sachsen, welche damals
zwischen Hessen-Thüringen und der Ostsee wohnten, am meisten zu
schaffen. Diese wollten durchaus nicht ihrem heidnischen Glauben ent-
sagen und hatten jeden Glaubensboten, der ihnen die christliche Religion
predigen wollte, von sich gestoßen. Da zog Karl der Große das Schwert
gegen sie, um sie mit Gewalt zur Taufe zu treiben. Aber der Kampf
dauerte 30 Jahre (von 772—803) bis sie und Wittekind, ihr tapferer
Anführer, endlich das Christenthum annahmen und sich taufen ließen.
Wittekind wurde unter Karl's Oberherrschaft Herzog der Sachsen;
denn Karl hatte sein großes Reich, welches das Land der Franken
(Frankreich), einen Theil von Spanien, das nördliche Italien,
die Niederlande und Deutschland nördlich bis zur Nord- und
Ostsee und östlich bis zur Elbe und zum Raabflusse in Ungarn um-
faßte — in mehrere kleine Bezirke getheilt, und darin als Gehülfen
in der Regierung Herzoge, Burg- oder Markgrafen angestellt,
welche ihm Berichte einsenden mußten und Befehle von ihm erhielten.
Hatte er so einen Befehl mit seinem Degenknopf unterstegelt, so pflegte
er zu sagen: „Hier ist mein Befehl, und hier — indem er an das
Schwert schüttelte — ist der, welcher ihm Gehorsam verschaffen soll."
Im Jahre 800 wurde Karl der Große als Schirmherr der Kirche
vom Papste gegen dessen Feinde um Hülfe angerufen; er leistete diese,
indem er selbst nach Italien zog. Da geschah es, daß — als er am
Weihnachtstage in der Peterskirche, angethan mit einem langen Purpur-
mantel, mit allem Volke die Geburt des Heilandes feierte und andächtig
in seinem Betstuhl kniete — der Papst Leo Iii. zu ihm trat, ihm
eine mächtige Krone auf das Haupt setzte und ihn unter dem Jubelrufe
des Volkes zum römischen Kaiser krönte. Von jener Zeit an führten
seine Nachfolger in Deutschland diesen Titel.
Eine feste Residenz hatte Karl nicht; er wohnte da, wo seine Gegen-
wart mn nöthigsten war — am liebsten aber hielt er sich zu Aachen
auf, wo er auch begraben ist. Er starb am 28. Januar 814 in einem
Alter von 72 Jahren. Sein Leichnam wurde in einer Gruft im Dome
zu Aachen, aufrecht auf vergoldetem Stuhle sitzend, im vollen kaiser-
lichen Ornat, mit einem Evangelienbuch auf dem Schooße und einer
goldenen Pilgertasche um die Hüfte, bestattet und in dieser Stellung
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl_der_Große Karl Leo_Iii Leo Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Hessen-Thüringen Ostsee Sachsen Frankreich Spanien Italien Niederlande Deutschland Ostsee Ungarn Italien Peterskirche Deutschland Aachen
205
Lustig klangen die Gläser voll edlen Weines beim Lebehoch auf
den König, das Reich und seine Fürsten; Trompeten schmetterten da-
zwischen, und von draußen herein schallte der Jubelruf des begeisterten
Volkes.
Otto hatte an diesem festlichen Tage wohl kaum geahnet, welche
Sorgen und Mühseligkeiten ihm diese Krone bringen würde. Seine
ganze Regierung war ein Gewebe von Kriegen; er züchtigte die Dänen,
die seine Markgrafschaft Schleswig heimsuchten; er unterwarf sich
Böhmen; er schlug die Ungarn auf dem Lechfelde, daß ihnen auf
immer die Lust verging, nach Deutschland zu streifen; er hatte viele
Kämpfe mit den Italienern, die seine Herrschaft lange nicht aner-
kennen wollten; sein eigener Bruder Heinrich und sein Sohn Ludolf
hatten sich gegen ihn empört; aber alle diese Kämpfe und Trübsale
dienten nur zur Verherrlichung seines Namens. Die Geschichte nennt
ihn den Großen, und Magdeburg, seine vielgetreue Stadt, bewahrt
seine Gebeine und hat ihm auf dem Markte ein Denkmal errichtet.
Lz. Otto I. und Heinrich.
Zu Quedlinburg im Dome ertönet Glockenklang,
Der Orgel Stimmen brausen zum ernsten Chorgesang,
Es sitzt der Kaiser drinnen mit seiner Ritter Macht,
Voll Andacht zu begehen die heil'ge Weihenacht.
Hoch sitzt er in dem Kreise, von männlicher Gestalt,
Das Auge, scharf wie Blitze, von gold'nem Haar umwallt,
Man hat ihn nicht zum Scherze den Löwen nur genannt,
Schon mancher hat empfunden die löwenstarke Hand.
Wohl ist auch jetzt vom Siege er wieder heimgekehrt,
Doch nicht des Reiches Feinden hat mächtig er gewehrt;
Es ist der eigne Bruder, den seine Waffe schlug,
Der dreimal der Empörung blutrothes Banner trug.
Zu Quedlinburg vom Dome ertönt die Mitternacht,
Vom Priester wird das Opfer der Messe dargebracht,
Es beugen sich die Kniee, es beugt sich jedes Herz,
Gebet tn heil'ger Stunde steigt brünstig himmelwärts.
Da öffnen sich die Pforten, es tritt ein Mann herein,
Es hüllt die starken Glieder ein Büßerhemde ein —
Er schreitet auf den Kaiser, er wirst sich vor ihm hin,
Die Knie'er ihm umfasset mit tiefgebeugtem Sinn.
„O Bruder, meine Fehle, sie lastet schwer auf mir;
Hier liege ich zu Füßen, Verzeihung flehend, dir:
Was ich mit Blut gesündigt, die Gnade macht es rein,
Vergieb, o strenger Kaiser, vergieb, du Bruder mein!"
Doch strenge blickt der Kaiser den sünd'gen Bruder an:
„„Zweimal hab' ich vergeben, nicht fürder mehr fortan!
Die Acht ist ausgesprochen, das Leben dir geraubt,
Nach dreier Tage Wechsel da fällt dein schuldig Haupt.""
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Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich Heinrich Ludolf Otto_I. Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Deutschland Magdeburg Quedlinburg Quedlinburg
441
Jahrhundert die ganze gebildete Welt beherrscht hatte, und die schwachen
Kaiser konnten es nicht hindern. Ja, am Ende setzten deutsche Völker
— die Heruler und Rugier — gar den letzten römischen Kaiser
Romulus Augustulus ab und machten ihren Fürsten Odoaker zum
Könige von Rom (476 n. Chr.). Der wollte aber nicht einmal in
der armen, fast ganz verwüsteten Stadt wohnen. So verachtet, so ver-
fallen war das einst so mächtige Rom.
Indessen waren die deutschen Völker in immerwährender Bewegung
gewesen. Die Franken hatten das nördliche Gallien eingenommen.
Von ihnen heißt das Land Frankreich. Die Burgunder besaßen
die Gegenden um den Rhonefluß. Die Angeln waren vom Ufer
der Nordsee nach Britannien gezogen, das nun von ihnen England
(Angelnland) heißt. Die Longobarden setzten sich endlich in Ober-
italien fest (daher die Lombardei genannt). Die Hauptvölker in
Deutschland waren nun: die Alemannen und Banern in Oberdeutsch-
land, und in Niederdeutschland die wachsen, ein Theil der Franken
und nach der Ostsee hin die Wenden. Diejenigen Völker, welche in
das ehemalige römische Gebiet gedrungen waren, nahmen sehr bald das
Christenthum an; die Völker in Deutschland aber blieben noch eine
Zeit lang Heiden.*) Mitten unter den Völkerzügen kamen die Hunnen
noch einmal heran und zwar bis über den Rhein und nach Italien.
Sie hatten einen König über sich, der hieß Attila. Er nannte sich
aber am liebsten Gottesgeißel. Er ist in Ungarn gestorben (453)
und in einem goldenen Sarge begraben. Man weiß aber nicht, wo,
denn die Sklaven, die ihn begraben hatten, wurden gleich nach der
That umgebracht, damit keiner das Grab des Helden erführe. Die
Macht der Hunnen hat nachher ganz aufgehört.
17. Das Grab im Busento.
Nächtlich am Busento lispeln bei Coscnza **) dumpfe Lieder,
Auf den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder.
Und den Fluß hinauf, hinunter, zieh'n die Schatten tapfrer Gothen,
Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Todten.
Allzufrüh und fern der Heimath mußten hier sie ihn begraben,
Während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben,
Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette,
Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette.
In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,
Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung, auf dem Pferde.
Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,
Daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe.
Abgelenkt zum zweitenmale, ward der Fluß herbeigezogen:
Mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen.
Und es sang ein Chor von Männern: „Schlaf in deinen Heldenehren I
Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab verfehlen!"
Sangen's, und die Lobgesänge tönten fort im Gothenheere;
Wälze sie, Busentowelle, wälze sie vom Meer zu Meerei (Piaten.)
') Vergleiche vaterländische Geschichte Nr. 4—Jl!
**) Eine Stadt in Unteritalien, am Busento gelegen. Nachdem im Jahre 420 der Westgothen-
könig Rom eingenommen hatte, wandte er sich nach Süden, um Sicilien zu erobern. Aber bei Cosenza
ereilte ihn der Tod, und auf merkwürdige Weise ehrte das Heldenvolk den Heldenkönig.
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Extrahierte Personennamen: Romulus_Augustulus Attila Cosenza
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Gallien Frankreich Britannien England Deutschland Oberdeutsch- Niederdeutschland Deutschland Rhein Italien Ungarn Busento Coscnza Unteritalien Busento Westgothen-
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 8. Bonifazius.
Gegner trachteten ihm nach dem Leben. Darum floh er nach Medina
(Hedschra). Von dieser Flucht erzählte er nachher die wunderbarsten Dinge.
Einst waren seine Verfolger dicht hinter ihm. Da versteckte er sich in eine
Höhle; eine Spinne verhüllte mit dichtem Gewebe den Eingang, und eine
Taube baute schnell ihr Nest dicht über die Öffnung. Die Feinde meinten,
hier könne er nicht verborgen sein und zogen weiter. In Medina fand er
Aufnahme und viele Anhänger.
4. Die Ausbreitung seiner Lehre begann von hier aus. Bald
war ganz Arabien ihm unterworfen. Zehn Jahre nach seiner Flucht starb
er an Gift. Seine Lehre ist verzeichnet im Koran, seine Anhänger nennen
sich Moslemin, ihre Bethäuser heißen Moscheen, Mohammeds Nach-
folger Kalifen. Sie breiteten ihren Glauben mit Feuer und Schwert
aus. Ums Jahr 700 drangen sie nach Spanien vor und wollten alle
Länder am Mittelmeer unterwerfen und so das Christentum vernichten. Da
stellte sich ihnen bei Tours (Tuhr) und Poitiers (Poatje) einer jener
fränkischen Hausmeier, Karl Martell, entgegen und schlug sie vollständig.
§ 8. Bonifazius.
1. Das Christentum bei den Deutschen. Während der Völker-
wanderung hatten diejenigen deutschen Stämme, welche in das römische Ge-
biet eingedrungen waren, Kunde vom Christentume erhalten, so die West-
goten durch ihren Bischof Ulfilas, der die Bibel in das Gotische übersetzte.
Aber im eigentlichen Deutschland herrschte noch das Heidentum. Um die
Zeit nun, da Mohammeds Lehre das Christentum zu verdrängen drohte,
wurde demselben ein neues großes Gebiet erworben. Fromme Missionare
kamen aus Irland, Schottland und England und begannen die Deutschen
dem Christentume zuzuführen. Am bedeutendsten war
2. das Wirken Winfrieds, mit dem kirchlichen Namen Bonifazius
geheißen. Er wurde in England geboren, stammte von vornehmen, reichen
Eltern und widmete sich schon frühe dem geistlichen Stande, um später
Missionar zu werden. Zuerst trat er unter den Friesen auf, dann mit
mehr Erfolg unter den Hessen und Thüringern. Die Zahl der Gläubigen
mehrte sich täglich, besonders als er den Deutschen die Ohnmacht ihrer
Götter recht augenfällig gezeigt hatte. Bei dem Dorfe Geismar (unweit
Fritzlar) in Hessen stand nämlich eine mächtige, Donar geheiligte Eiche.
Diese fällte er mit seinen Genossen und erbaute aus ihrem Holze ein Kirch-
lein. Bald wurden unter seiner Leitung Kirchen, Schulen und Klöster ein-
gerichtet. Der Papst. ernannte ihn zum Erzbischof von Deutschland. Am
liebsten weilte er im Kloster Fulda, das er in tiefer Waldeseinsamkeit selbst
errichtet hatte.
3. Sein Tod. Im Alter von 74 Jahren ging er nochmals als Mis-
sionar zu dem noch heidnischen Friesenvolke. — Auch hier gewann er viele
Anhänger. Zum Pfingstfeste hatte er die Neubekehrten zu sich geladen;
da überfiel ihn plötzlich eine Schar Heiden. Er verbot den Seinen die
Gegenwehr, indem er sprach: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem, lasset ab
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Extrahierte Ortsnamen: Medina Medina Mohammeds Spanien Poitiers Gotische Deutschland Irland Schottland England England Hessen Fritzlar Hessen Deutschland Fulda
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 17. Einige Kaiser aus dem 14. Jahrhundert.
27
kam in der Schlacht um. Dessen Söhnen nahm er Österreich und
Steiermark, belehnte damit seine eigenen Söhne und stiftete so die Habs-
burgische Hausmacht.
4. Charakter. Seiner praktischen Natur entsprach es, daß er keinen
Römerzug unternahm, der ihn leicht in Feindschaft mit dem Papste gebracht,
dem Reiche große Summen gekostet und ihn von der Herstellung der Ord-
nung im Reich abgehalten hätte. Er verglich Italien mit der Höhle des
Löwen, in die wohl viele Spuren hinein, aber keine heraus führen. —
Durch seine Einfachheit, seine Tugend, durch seinen Verstand und seine
Unparteilichkeit als Richter, wie auch durch seine heitere Laune und sein
volkstümliches Auftreten erwarb er sich die Liebe des Volkes, so daß dieses
viele Geschichten von ihm erzählte und von manchem seiner Nachfolger
sagte: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!" 1291 starb er und wurde
seinem Wunsche nach im Dome zu Speier beigesetzt. (Justinus Kerner:
Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe.)
Z 17. Einige Kaiser ans dem 14. Jahrhundert.
A. Rudolfs Sohn, der finstere, einäugige Albrecht, wurde erst 1298
zum Könige gewühlt. Er strebte wie sein Vater danach, seine Hausmacht
zu vergrößern. Hierbei geriet er mit dem freien Bergvolk der Schweizer
in Streit, über das er wohl als deutscher König, aber nicht als Herzog
von Österreich zu gebieten hatte. Er wollte das „Gebiet der Waldstätte
Schwyz, Uri und Unterwalden zum Herzogtums Österreich schlagen und
bedrückte die freiheitsliebenden Schweizer aufs härteste. Da schlossen die-
selben einen Bund und vertrieben die Beamten Albrechts. Die Sage hat
diese Begebenheit ausgeschmückt. (Tellsage.) Albrecht ward von seinem
eigenen Neffen Johann, dem er das väterliche Erbe vorenthielt, am Ufer
der Neuß ermordet. Johann erhielt den Namen Parricida (Verwandten-
mörder). — Die Schweizer behaupteten heldenkühn ihre Freiheit gegen
Österreich. Das schwache, schlecht ausgerüstete Hirtenvolk schlug die präch-
tigen Ritterheere bei Morgarten (Kanton Zug) und später bei Sempach
(nördlich von Luzern).
B. Ludwig der Bayer. 1. Einige Jahre nach Albrechts Tode
wählte die Mehrzahl der Fürsten Ludwig von Bayern, andere einen
Enkel Rudolfs I., Friedrich den Schönen von Österreich, zum Kaiser.
Lange Fehden durchtobten namentlich Süddeutschland, bis Ludwig in der
Schlacht bei Mühldorf (Inn) 1322 Friedrich besiegte und gefangen nahm.
In der Burg Trausnitz wurde Friedrich in Haft gehalten. Friedrichs
Bruder, Leopold, setzte den Krieg fort. Der Papst sprach über Ludwig den
Bann aus und belegte sein Land mit dem Interdikt. Da schloß Ludwig
mit Friedrich Frieden; er entließ ihn aus der Haft unter der Bedingung,
daß er Leopold zur Anerkennung Ludwigs bewege. Da dies nicht gelang,
so kehrte Friedrich freiwillig nach Trausnitz zurück. Gerührt durch solche
Treue nahm ihn Ludwig als Mitregent an.
2. Eine Aussöhnung mit dem Papste gelang Ludwig nicht. Da machte
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Rudolfs Rudolfs Rudolfs Rudolfs Albrecht Albrecht Albrechts Albrechts Albrecht Johann Johann Johann Ludwig_der_Bayer Ludwig Albrechts Albrechts Ludwig_von_Bayern Ludwig Rudolfs_I. Rudolfs_I. Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Leopold Leopold Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Leopold Leopold Ludwigs Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 8. Bomfazius.
Gegner trachteten ihm nach dem Leben. Darum floh er nach Medina
(Hedschra). Von dieser Flucht erzählte er nachher die wunderbarsten Dinge.
Einst waren seine Verfolger dicht hinter ihm. Da versteckte er sich in eine
Höhle; eine Spinne verhüllte mit dichtem Gewebe den Eingang, und eine
Taube baute schnell ihr Nest dicht über die Öffnung. Die Feinde meinten,
hier könne er nicht verborgen sein und zogen weiter. In Medina fand er
Aufnahme und viele Anhänger.
4. Die Ausbreitung seiner Lehre begann von hier aus. Bald
war ganz Arabien ihm unterworfen. Zehn Jahre nach seiner Flucht starb
er an Gift. Seine Lehre ist verzeichnet im Koran, seine Anhänger nennen
sich Moslemin, ihre Bethäuser heißen Moscheen, Mohammeds Nach-
folger Kalifen. Sie breiteten ihren Glauben mit Feuer und Schwert
aus. Ums Jahr 700 drangen sie nach Spanien vor und wollten alle
Länder am Mittelmeer unterwerfen und so das Christentum vernichten. Da
stellte sich ihnen bei Tours (Tuhr) und Poitiers (Poatje) einer jener
fränkischen Hausmeier, Karl Martell, entgegen und schlug sie vollständig.
8 8. Voriifazius.
1. Das Christentum bei den Deutschen. Während der Völker-
wanderung hatten diejenigen deutschen Stämme, welche in das römische Ge-
biet eingedrungen waren, Kunde vom Christentume erhalten, so die West-
goten durch ihren Bischof Ulfilas, der die Bibel in das Gotische übersetzte.
Aber im eigentlichen Deutschland herrschte noch das Heidentum. Um die
Zeit nun, da Mohammeds Lehre das Christentum zu verdrängen drohte,
wurde demselben ein neues großes Gebiet erworben. Fromme Missionare
kamen aus Irland, Schottland und England und begannen die Deutschen
dem Christentume zuzuführen. Am bedeutendsten war
2. das Wirken Winfrieds, mit dem kirchlichen Namen Bonifazius
geheißen. Er wurde in England geboren, stammte von vornehmen, reichen
Eltern und widmete sich schon frühe dem geistlichen Stande, um später
Missionar zu werden. Zuerst trat er unter den Friesen auf, dann mit
mehr Erfolg unter den Hessen und Thüringern. Die Zahl der Gläubigen
mehrte sich täglich, besonders als er den Deutschen die Ohnmacht ihrer
Götter recht augenfällig gezeigt hatte. Bei dem Dorfe Geismar (unweit
Fritzlar) in Hessen stand nämlich eine mächtige, Donar geheiligte Eiche.
Diese fällte er mit seinen Genossen und erbaute aus ihrem Holze ein Kirch-
lein. Bald wurden unter seiner Leitung Kirchen, Schulen und Klöster ein-
gerichtet. Der Papst ernannte ihn zum Erzbischof von Deutschland. Am
liebsten weilte er im Kloster Fulda, das er in tiefer Waldeseinsamkeit selbst
errichtet hatte.
3. Sein Tod. Im Alter von 74 Jahren ging er nochmals als Mis-
sionar zu dem noch heidnischen Friesenvolke. — Auch hier gewann er viele
Anhänger. Zum Pfingstfeste hatte er die Neubekehrten zu sich geladen;
da überfiel ihn plötzlich eine Schar Heiden. Er verbot den Seinen die
Gegenwehr, indem er sprach: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem, lasset ab
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Extrahierte Personennamen: Bomfazius Mohammeds Karl_Martell Karl Mohammeds Winfrieds Bonifazius
Extrahierte Ortsnamen: Medina Medina Mohammeds Spanien Poitiers Gotische Deutschland Irland Schottland England England Hessen Fritzlar Hessen Deutschland Fulda
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 10. Heinrich I.
§ 10. Heinrich I. (919—936).
1. Nach dem Aussterben der Karolinger wählten die Herzöge, veran-
laßt durch die gemeinsame Not (§ 9. 9), den Herzog Konrad von Franken
zum König. So wurde Deutschland ein Wahlreich; doch blieb man gern
bei dem einmal erwählten Herrscherhause. — Als aber Konrad die Macht der
Herzöge beschränken wollte, brach allerorten Streit aus. Auch der aus-
wärtigen Feinde, namentlich der Ungarn, konnte er nicht Herr werden. —
Sterbend empfahl er seinen mächtigsten Gegner, Herzog Heinrich von
Sachsen, als Nachfolger.
2. Heinrichs Wahl und erste Regierungszeit. Die Fürsten
folgten diesem Rate und brachten Heinrich die Nachricht von seiner Wahl,
als er sich (der Sage nach) gerade auf der Jagd am Vogelherde befand.
Von diesem Zusammentreffen erhielt er den Beinamen der „Finkler" oder
„Vogelsteller". (Vogl: Heinrich der Vogler.) Heinrich war ein frommer
und tapferer Fürst. Seine Gegner unter den Fürsten besiegte er mehr
durch kluge Rede als durch das Schwert. Er verlangte von ihnen nur,
daß sie ihn als Oberhaupt anerkannten. Mit den Ungarn, die wieder in
das Reich eingefallen waren, schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand
und zahlte ihnen Tribut.
3. Jetzt galt es, das Land zu schirmen und das Volk wehrhaft zu
machen. Noch lebten die Deutschen, besonders die Sachsen, am liebsten auf
ihren einsamen Höfen; die Städte mit ihren Mauern erschienen ihnen wie
Gräber. Heinrich legte feste Burgen an und umgab viele offene Orte mit
Mauern und Gräben. Jeder neunte Mann mußte in diese Burgen ziehen;
die draußen wohnenden Bauern hatten dagegen den dritten Teil ihrer
Ernte in Städte zu liefern. Dafür fanden sie in den Kriegsjahren
Schutz in denselben. Die Bewohner derselben nannte man Bürger. So
entstanden Städte wie Quedlinburg, Merseburg und Meißen. Er übte
aber auch sein Volk im Kriegsdienste. Bürger und Bauern bildeten das
Fußvolk. Die Adeligen wurden geübt im Reiterdienste; das war notwen-
dig, um den gut berittenen Ungarn widerstehen zu können.
4. Im Kampfe gegen die Wenden übte und erprobte Heinrich
sein Heer. Die Wenden, zwischen Elbe und Oder wohnend, zogen sich bei
Heinrichs Nahen in das feste, von Sümpfen umgebene Brennabor zurück.
Da Frost eintrat, konnte Heinrich bis an die Mauern der Stadt vorrücken,
und bald mußte sich diese ergeben. Die Wenden unterwarfen sich des
Königs Oberhoheit, und dieser gründete die Nordmark 929; sie ist der An-
fang des Preußischen Staates.
5. Jetzt konnte Heinrich den Kampf gegen die Ungarn wagen. Er
verweigerte ihnen den Tribut, und als sie 933 wieder ins Reich ein-
fielen, stellte er sich ihnen mit seinem Heere unweit Merseburg ent-
gegen. Mit dem Rufe: „Kyrie eleison!" stürzten sich die Deutschen auf
die Ungarn und trugen nach blutigem Ringen den Sieg davon. Die Mehr-
zahl der Ungarn ward erschlagen oder kam auf der Flucht um. König
Heinrich starb 936 zu Memleben und liegt in Quedliuburg begraben.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich_I. Konrad_von_Franken Konrad Konrad Heinrich_von
Sachsen Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Vogl Heinrich_der_Vogler Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 17. Einige Kaiser aus dem 14. Jahrhundert.
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kam in der Schlacht um. Dessen Söhnen nahm er Österreich und
Steiermark, belehnte damit seine eigenen Söhne und stiftete so die Habs-
burgische Hausmacht.
4. Charakter. Seiner praktischen Natur entsprach es, daß er keinen
Römerzug unternahm, der ihn leicht in Feindschaft mit dem Papste gebracht,
dem Reiche große Summen gekostet und ihn von der Herstellung der Ord-
nung im Reich abgehalten hätte. Er verglich Italien mit der Höhle des
Löwen, in die wohl viele Spuren hinein, aber keine heraus führen. —
Durch seine Einfachheit, seine Tugend, durch seinen Verstand und seine
Unparteilichkeit als Richter, wie auch durch seine heitere Laune und sein
volkstümliches Auftreten erwarb er sich die Liebe des Volkes, so daß dieses
viele Geschichten von ihm erzählte und von manchem seiner Nachfolger
sagte: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!" 1291 starb er und wurde
seinem Wunsche nach im Dome zu Speier beigesetzt. (Justinus Kerner:
Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe.)
8 17. Einige Kaiser aus dem 14. Jahrhundert.
A. Rudolfs Sohn, der finstere, einäugige Albrecht, wurde erst 1298
zum Könige gewühlt. Er strebte wie sein Vater danach, seine Hausmacht
zu vergrößern. Hierbei geriet er mit dem freien Bergvolk der Schweizer-
in Streit, über das er wohl als deutscher König, aber nicht als Herzog
von Österreich zu gebieten hatte. Er wollte das „Gebiet der Waldstütte
Schwyz, Uri und Unterwalden zum Herzogtume Österreich schlagen und
bedrückte die freiheitsliebenden Schweizer aufs härteste. Da schlossen die-
selben einen Bund und vertrieben die Beamten Albrechts. Die Sage hat
diese Begebenheit ausgeschmückt. (Tellsage.) Albrecht ward von seinem
eigenen Neffen Johann, dem er das väterliche Erbe vorenthielt, am Ufer
der Reuß ermordet. Johann erhielt den Namen Parricida (Verwandten-
mörder). — Die Schweizer behaupteten heldenkühn ihre Freiheit gegen
Österreich. Das schwache, schlecht ausgerüstete Hirtenvolk schlug die präch-
tigen Ritterheere bei Morgarten (Kanton Zug) und später bei Sempach
(nördlich von Luzern).
8. Ludwig der Bayer. 1. Einige Jahre nach Albrechts Tode
wählte die Mehrzahl der Fürsten Ludwig von Bayern, andere einen
Enkel Rudolfs I., Friedrich den Schönen von Österreich, zum Kaiser.
Lange Fehden durchtobten namentlich Süddeutschland, bis Ludwig in der
Schlacht bei Mühldorf (Inn) 1322 Friedrich besiegte und gefangen nahm.
In der Burg Trausnitz wurde Friedrich in Haft gehalten. Friedrichs
Bruder, Leopold, setzte den Krieg fort. Der Papst sprach über Ludwig den
Bann aus und belegte sein Land mit dem Interdikt. Da schloß Ludwig
mit Friedrich Frieden; er entließ ihn aus der Haft unter der Bedingung,
daß er Leopold zur Anerkennung Ludwigs bewege. Da dies nicht gelang,
so kehrte Friedrich freiwillig nach Trausnitz zurück. Gerührt durch solche
Treue nahm ihn Ludwig als Mitregent an.
2. Eine Aussöhnung mit dem Papste gelang Ludwig nicht. Da machte
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Extrahierte Personennamen: Rudolfs Rudolfs Rudolfs Rudolfs Albrecht Albrecht Albrechts Albrechts Albrecht Johann Johann Johann Ludwig_der_Bayer Ludwig Albrechts Albrechts Ludwig_von_Bayern Ludwig Rudolfs_I. Rudolfs_I. Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Leopold Leopold Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Leopold Leopold Ludwigs Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig